Predigt am 16.09.2012

Predigtgedanken

Liebe Buben und Mädchen, liebe Schwestern und Brüder! In der vergangenen Woche bekam ich einen anonymen Brief. Darin wurde ich gebeten, doch bitte nicht mehr über Kolumbien zu erzählen. Man könne das Wort „Kolumbien“ nicht mehr hören. Es gäbe doch auch in anderen Teilen dieser Welt Hunger und Not.

Ja, das stimmt, in vielen Ländern dieser Erde herrschen Hunger, Armut und Not, Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Und wir als Pfarrgemeinde versuchen immer wieder zu helfen, durch Kollekten und Sammlungen, durch Teilen und auch durch Aktionen. Wir nehmen immer wieder unsere ganze Eine Welt in Blick, zum Beispiel bei der Sternsinger-Aktion, bei der Adveniat-Aktion und am Misereor-Sonntag, am Weltmissionssonntag, der sich in diesem Jahr Tansania und dem afrikanischen Kontinent widmet, beim Adventsbasar des Missionsbastelkreises, bei vielen Gruppen und Kreisen und beim Treffpunkt aller Länder.

Und dabei versuchen wir auch die nicht zu vergessen, die mitten unter uns leben und die auf unsere Hilfe warten. Gerade unsere Johannes-Gemeinschaft mit ihren vielen ehrenamtlichen Helfern und Helferinnen tut hier so unendlich viel Gutes.

Aber jetzt und heute sind Schwester Cornelia und ich einfach noch immer ganz erfüllt von den Erfahrungen und Eindrücken aus Kolumbien. Und so können wir nicht anders, als davon zu erzählen.

Wir sind zum Beispiel noch immer beeindruckt von unseren drei Begegnungen mit dem inzwischen 93-jährigen Bischof Gregorio Garavito während unseres Besuches bei unseren Freunden. Noch immer strahlt er den Aufbruch aus, den Anfang des Wegs der Hoffnung, den er einst mit Pfarrer Josef Otter begonnen hatte. Noch immer spürt man ihm an, dass sein Denken, sein Reden und sein Tun übereinstimmen. Denn nur so konnte er mit seinem guten Freund, Padre José, den Ärmsten der Armen glaubwürdig das Evangelium verkünden.
Wir bewundern Menschen, bei denen Denken und Reden, Reden und Handeln übereinstimmen. Vielleicht, weil wir selbst halt doch manchmal Menschen sind, bei denen den Worten nicht immer Taten folgen. Eben auch bei uns Christen ist dies oft so, meint Jakobus in der heutigen Lesung.

Wir werden von Gott, aber auch von den Menschen zu Recht daran gemessen, ob denn unsere Worte und unsere Taten auseinander klaffen oder eben übereinstimmen; ob man unseren Worten trauen kann oder ob man auf unsere Worte nichts gibt, weil sie ja eh nicht ehrlich gemeint sind.

Wer wie Petrus im heutigen Evangelium bekennt: „Du, Jesus, bist der Christus, der Messias, der Gesalbte“, der kann nicht anders: Er muss einfach versuchen, diesem Jesus nachzufolgen auf seinem Weg, auf dem Weg der menschlichen Worte, auf dem Weg der menschlichen Gesten, auf dem Weg der menschlichen Taten, in denen sein Glaube und seine Überzeugung sichtbar werden, letztlich seine Liebe zum Leben. Das ist beileibe kein leichter Weg, aber der einzig wahre.

Darauf also käme es an: dass wir uns nicht bei frommen Worten aufhalten, bei theologischen Spitzfindigkeiten und beim Einhalten enger kirchlicher Regeln, die niemand mehr versteht; dass wir uns vielmehr bemühen, unsern Glauben auch wirklich zu leben; dass wir nicht nur sagen: ja, ja, ich glaube – sondern dass wir es die Menschen, die mit uns leben, auch spüren lassen; dass wir die Spannung zwischen dem, was wir glauben, und dem, was wir leben, nicht zu groß werden lassen, dass wir uns bemühen, nicht nur von der Liebe zu reden, sondern wirklich zu lieben, die Menschen, die uns hier bei uns anvertraut sind, die Menschen in Kolumbien und in der ganzen Einen Welt. Amen.

Pfarrer Georg Klar