Gedanken zum 18. Sonntag im Jahreskreis von Pfarrer Georg Klar

Lesung aus dem Buch Exodus (16, 2-4.12-15)

In jenen Tagen murrte die ganze Gemeinde der Israeliten in der Wüste gegen Mose und Aaron. Die Israeliten sagten zu ihnen: Wären wir doch im Land Ägypten durch die Hand des Herrn gestorben, als wir an den Fleischtöpfen saßen und Brot genug zu essen hatten. Ihr habt uns nur deshalb in diese Wüste geführt, um alle, die hier versammelt sind, an Hunger sterben zu lassen. Da sprach der Herr zu Mose: Ich will euch Brot vom Himmel regnen lassen. Das Volk soll hinaus gehen, um seinen täglichen Bedarf zu sammeln. Ich will es prüfen, ob es nach meiner Weisung lebt oder nicht. Ich habe das Murren der Israeliten gehört. Sag ihnen: In der Abenddämmerung werdet ihr Fleisch zu essen haben, am Morgen werdet ihr satt werden von Brot und ihr werdet erkennen, dass ich der Herr, euer Gott, bin. Am Abend kamen die Wachteln und bedeckten das Lager. Am Morgen lag eine Schicht von Tau rings um das Lager. Als sich die Tauschicht gehoben hatte, lag auf dem Wüstenboden etwas Feines, Knuspriges, fein wie Reif, auf der Erde. Als das die Israeliten sahen, sagten sie zueinander: Was ist das? Denn sie wussten nicht, was es war. Da sagte Mose zu ihnen: Das ist das Brot, das der Herr euch zu essen gibt.

Aus dem Evangelium nach Johannes (6, 24-35)

In jener Zeit, als die Leute sahen, dass weder Jesus noch seine Jünger am Ufer des Sees von Galiläa waren, stiegen sie in die Boote, fuhren nach Kafárnaum und suchten Jesus. Als sie ihn am anderen Ufer des Sees fanden, fragten sie ihn: Rabbi, wann bist du hierhergekommen? Jesus antwortete ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Ihr sucht mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht ab für die Speise, die verdirbt, sondern für die Speise, die für das ewige Leben bleibt und die der Menschensohn euch geben wird! Denn ihn hat Gott, der Vater, mit seinem Siegel beglaubigt. Da fragten sie ihn: Was müssen wir tun, um die Werke Gottes zu vollbringen? Jesus antwortete ihnen: Das ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat. Sie sagten zu ihm: Welches Zeichen tust du denn, damit wir es sehen und dir glauben? Was für ein Werk tust du? Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie es in der Schrift heißt: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen. Jesus sagte zu ihnen: Amen, amen, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel. Denn das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben. Da baten sie ihn: Herr, gib uns immer dieses Brot! Jesus antwortete ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.

Predigtgedanken

„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein!“ hat Jesus einmal gesagt. „Aber auch nicht ohne!“ hat Karl Marx im vorletzten Jahrhundert ergänzt. In der Tat, von frommen Worten allein kann kein Mensch leben. Was also steckt hinter den Worten? Was steckt hinter den biblischen Geschichten?

Die Leute laufen Jesus nach – kein Wunder! Denn wenn einer Brot aus dem Ärmel schüttelt, dann wird er auf Schritt und Tritt verfolgt. Da muss man dabei sein. Endlich ist mal was los. Es klingt fast ärgerlich: „Rabbi, wo warst du? Rabbi, wo bleibst du?“ Rabbi hier, Rabbi da! Nur: was suchen die Leute denn da eigentlich? Brot aus dem Ärmel? Ein Wunder?

Wir Menschen suchen manchmal Wunder. Ja, oft brauchen wir sogar ein Wunder. Ich denke da an kranke Menschen, die sich an einen Strohhalm klammern. Sie sehen ihn nicht, sie fühlen ihn nicht, aber er hält und stützt sie. So wie ein lieber Freund. Dieser Strohhalm der Hoffnung geht mit in den Schlaf in der Nacht und am Morgen steht er mit auf. Wenn er zerbricht, ist es vorbei.

Wunder – eine letzte Rettung. Wenn alles andere schon versagt. Wo bleibt der, der das Brot des Friedens bringt, der die Freiheit verkündet, der für Sicherheit sorgt? Wo bleibt der, der alles gut macht? Nicht irgendwann, sondern jetzt!? Jesus hatte 5000 Menschen zu essen gegeben. Fünf Brote und zwei Fische haben gereicht. Und sogar 12 Körbe waren übrig geblieben. 12 Körbe Brot, 12 Körbe Leben. Dann aber geht Jesus weg. Er lässt die Menschen mit einer Erfahrung zurück, die sie reich macht: Sie haben das Brot geteilt, und es wurde immer mehr in ihren Händen. Sie haben es gesehen, sie haben es gespürt: Jesus verkündigt ihnen Gottes Reich. Er teilt mit ihnen Gottes Reich. Er teilt mit ihnen – sein Wort und sein Brot.

Dann zieht sich Jesus zurück. Eigentlich müssten jetzt ja alle mit der neuen Erfahrung ein ganz neues Leben für sich und andere entdecken. Viele Tausende, stellvertretend für alle Menschen, haben Brot genommen und Brot gegeben, sie haben sich Nähe geschenkt und in die Augen gesehen. Aber dann: „Rabbi, wo bleibst du?“ Was sich wie die Sehnsucht anhört, Jesus immer für sich zu haben, wird dann tatsächlich zu der Verheißung, bei ihm das Leben zu finden. Für Jesus ist die Frage Anlass genug, um von dem anderen Brot zu reden, von dem Brot aus dem Himmel, von sich selbst.

Er sagt: „Das Brot, das Gott gibt, kommt vom Himmel herab und gibt der Welt das Leben.“ Die Erfahrung, die all diese Menschen gemacht haben, weist jetzt hin auf das Leben, dass nur von Gott kommen kann. Wir kommen an die Grenzen unserer Worte und Ausdrücke. Wir reden dann von „ewigem Leben“, vom „wahren Leben“. Jesus sagt: „Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben“. Wir verstehen das schon richtig: über das Essen und das Trinken geht das weit hinaus – es ist eine große Liebeserklärung an uns Menschen. Jesus schenkt das Leben, er stiftet Gemeinschaft, er verkörpert die Liebe Gottes. Ganz und gar. Ungeteilt. Ich bin das Licht der Welt. Ich bin der gute Hirte. Ich bin der Weinstock. Ich bin der Weg. Ich bin das Leben. Ich bin der „Ich bin da!“, jener alte Namen Jahwes, den er schon dem Mose offenbart hatte.

„Ich bin das Brot des Lebens.“ In diesem Wort steckt eine große Kraft: die Kraft, mit anderen Menschen Hoffnungen zu teilen, Verständnis zu finden und das Wort zu sagen für die Menschen, die nichts mehr sagen können. Die es, die sich schon aufgegeben haben. Es braucht Liebe und Barmherzigkeit. Die Liebe muss über allem stehen und auch die Barmherzigkeit. Ohne sie kann unsere Kirche die frohe Botschaft Jesu nicht glaubhaft weitersagen und das Brot der Hoffnung mit den Menschen teilen. Die Ferien- und Urlaubszeit – sie scheint mir eine gute Gelegenheit zu sein, dieses Brot-Entdecken und dieses Brot-Teilen neu einzuüben. Von Herzen wünsche ich uns allen eine entspannte und entspannende Zeit, damit wir uns dann mit neuer Kraft wiederum unseren Aufgaben widmen können. Dies waren nun also vorerst meine letzten „Gedanken zum Sonntag“. Mal sehen, ob und wie es damit nach den Ferien weitergeht. In jedem Fall seid Ihr ja stets zu unseren gemeinsamen Gottesdiensten in der Kirche eingeladen. Herzlich willkommen!

Ihr und Euer Pfarrer Georg Klar

Noch ein Text zum Nachdenken

Auf der Suche >>>

Wir suchen dich, Christus, je länger, je mehr.
Wir hungern, Christus, nach dir.

Gib uns nicht Zeichen an deiner Statt.
Sie alle machen nicht satt.

Gib Feuer, Herr, nicht nur Licht in der Nacht.
Lass es brennen am Tag in uns.

Wir hungern, wir dürsten so lang, bis deine Liebe
uns satt macht und trunken vor Glück.