Büttenpredigt 2021 in St. Margaretha, Mainaschaff

Vom 14.02.2021

Ihr lieben Schwestern, liebe Brüder,
„Corona“ fuhr uns in die Glieder.
Dies Virus hat im Griff uns all –
man fühlt sich wie im Jammertal.

Corona uns in Atem hält,
und nicht nur uns – die ganze Welt!
Kein Fasching und kein Karneval,
kein Tätärä mit lauten Schall.

Das ist schon traurig dieses Jahr:
kein Gaudiwurm, wie’s immer war,
kein Gottesdienst mit vielen Narren,
die sonst gekommen gern in Scharen,

kein fröhlich Klatschen, laute Freude,
wo Frohsinn bräuchten alle Leute,
alt und Jung und Groß und Klein –
so wär es gut, so müsst‘ es sein!

Ich seh zwar „Masken“ überall,
doch ist das hier kein Maskenball.
Stattdessen ist jetzt Abstand wichtig,
und Vorsicht ist nun wirklich richtig!

Und Schritt für Schritt gilt’s auszuloten –
ist da der Ernst denn nicht geboten?
Sind in der Kirche überhaupt
Humor und Lachen jetzt erlaubt?

Darfs da ’ne „Büttenpredigt“ geben?
Geht das nicht doch vorbei am Leben?
Klingt das denn nicht nach Blasphemie?
Wer übernimmt die Garantie,

dass ihr die Reime gut versteht
und wirklich ahnt, um was es geht?
Denn Jesu Botschaft ist voll Freude,
und diese wird in dem Gebäude,

in dem wir heut versammelt sind,
uns deutlich werden ganz geschwind.
Das „eu“ im „eu-angelion“,
das steht für „gut“ – das wisst ihr schon.

Und „gut“ heißt „froh“ – das ist bekannt.
Das Evangelium wird genannt
die „Frohe Botschaft“ für die Welt,
in die wir Christen ja gestellt.

Drum müssen wir nicht traurig blicken,
nur Seufzer in den Himmel schicken.
Da dürfen wir auch fröhlich sein.
Gott selber lädt uns dazu ein.

Ihr lieben Christen, hört mir zu!
Lass euch auch heute nicht in Ruh.
Die Büttenpredigt will ich halten,
ihr müsst dazu das Hirn einschalten.

In Reimen werd’ ich wieder dichten,
um so die Botschaft auszurichten,
die Jesus uns gegeben hat,
damit wir geh’n auf Gottes Pfad.

Passt also auf, ihr Herrn und Damen!
Die Predigt folgt in Gottes Namen.
Setz mir mal auf die Narrenmütze,
damit sie mir beim Predigen nütze…!

Nun – reden wir nicht drum herum:
’ne Wucht, dies Evangelium!
Wir wissen schnell, worum es geht,
und ahnen auch, wie’s um uns steht.

So lesen wir bei Markus heute,
wie Jesus einen Mann erfreute,
der fern von allen leben musste,
da man um seine Krankheit wusste.

Er war von Aussatz übersät,
für jede Hoffnung schon zu spät.
Doch eilte er dem Herrn entgegen,
er tat es wohl der Hoffnung wegen.

Er warf sich fromm auf seine Knie
und bettelte so wie noch nie:
„Herr, wenn du willst, kannst du mich heilen,
bevor der Tod mich wird ereilen!“

Der Herr sah ihn voll Mitleid an,
berührte ihn und sagte dann:
„Ich will! Werd‘ rein, mein lieber Freund,
weil Gott es gut doch mit dir meint!“

Der Aussatz war sofort verschwunden,
der diesen Menschen so geschunden.
Dann sagt der Herr: „Auf Wiedersehn!
Sollst nur noch zu dem Priester gehn.“

Der führte das Gesundheitsamt.
In Reinheitslisten allesamt
Aussatz, Heilung registriert,
exakt, genau und ungeniert.

Wer Aussatz hat und wer geheilt,
entschied nur er, so war’s verteilt.
Das war vom Priester die Domäne,
und – wer dann musst in Quarantäne.

Die Lepra ist ’ne Krankheit, klar,
doch schlimmer noch, das ist fürwahr,
von Andern ausgesetzt zu werden.
„Der“ Aussatz ist die Höll‘ auf Erden!

Doch Jesus gab ihm Liebe, Güte,
dass Freude nun sein Herz durchglühte.
Es gab kein Ausgesetztsein mehr –
dran hatt‘ genug getragen er.

So konnt’ der Mann denn auch nicht schweigen;
er musste einfach allen zeigen,
dass er gesund geworden war
durch Jesu Wort so wunderbar.

So musste Jesus sich verbergen,
in kleinen Orten, in den Bergen.
Doch kamen dorthin ganze Scharen,
die voll von ihm begeistert waren.

Die Sach’ ist heute umgekehrt:
Der Herr wird öffentlich verehrt.
Doch oft tun wir den Mund nicht auf,
die Botschaft nimmt nicht ihren Lauf.

Stattdessen reden wir von Dingen,
die schlecht und negativ nur klingen.
Die Menschheit ist zu keiner Zeit
vor solcher Infektion gefeit.

Denn Krankheit kann den Körper plagen,
doch sehen wir in diesen Tagen,
dass auch das Hirn sehr krank sein kann,
gefährdet ist da jedermann.

Der Peter Kuhn, der hatte Recht,
als er doch neulich gar nicht schlecht
bei „Frankens Fastnacht“ resumierte –
ich darf fast wörtlich ihn zitieren:

Gar manche tun ihr Hirn verrenken,
sie glauben, kreuz und quer zu denken.
Doch so entstehn ganz ohne Schranken
meist nur noch wirrere Gedanken.

Die Hirngespinste, gleich wie dumm,
die spuken in den Köpfen rum.
Man leugnet immer wieder trist,
was doch ganz offensichtlich ist.

Der Virologe ist ein Depp –
so steht’s in diesem World Wide Web,
wo man Verschwörern überhaupt
weit mehr als Wissenschaftlern glaubt.

Das tritt recht häufig in Erscheinung:
Oft wenig Ahnung! Nur die Meinung,
die man so hat, ganz trüb, verschwommen,
nur die, die wird dann ernstgenommen!

Doch schlimmer noch ist die virale,
die Wut- und Zorn- und Hassspirale,
Ein Fake new hier, ein Fake new da,
schon scheint die Katastrophe nah,

weil solch Empörung angeleitet
sich heute rasend schnell verbreitet –
zum Shitstorm wie ein Aerosol,
real zum Sturm aufs Capitol.

Dem klugen Wort, dem stimm ich zu,
und füge auch noch selbst hinzu:
Es fängt stets an mit bösen Worten,
die dann an ganz verschied’nen Orten

zu grausam-bösen Taten werden.
So ist das immer hier auf Erden.
Wer Brände legt in Geist und Sinn,
wer daraus zieht für sich Gewinn,

der wird sich wundern dann am Ende,
wie Täter schaffen selbst die Wende
vom Menschsein zur Unmenschlichkeit,
von Toleranz zur Grausamkeit.

Im Rausch der Mob der Straße ist,
weil Trump sich nicht zu schade ist,
Pandoras Büchse rauszuholen,
als Präsident ganz unverholen

den Freibrief für Gewalt zu geben,
anstatt zu schützen jedes Leben.
Wer zündelt mit der Menschen Wut,
der ist als Präsident nicht gut.

Zum Glück er wurde abgewählt,
das ist das Einzige, was zählt.
Wo’s Spaltung gab, Entzweiung nur,
da hoff ich auf Versöhnung pur.

Denn Spalten scheint mir immer leicht,
es braucht nicht lang, bis man’s erreicht.
Zusammenführen – das braucht Zeit
und Herzen, die dazu bereit.

Bei manchen Präsidialgestalten
muss man ganz tief die Luft anhalten,
weil sie nur Macht und Einfluss nützen,
um ihre Bürger nicht zu schützen –

nicht vor Corona, nicht vor Lügen;
sie selbst tun ja die Welt betrügen
und reißen Menschen ins Verderben.
Die Armen sind dann meist die Erben,

die sich nicht wehren können halt,
wenn’s egoistisch wird und kalt,
weil ausgegrenzt und ausgesetzt
sich keiner mehr dem widersetzt,

dass Menschen über Leichen gehen.
Ich kann das einfach nicht verstehen.
Was sind wir häufig doch für Narren,
dass wir in solchen Trends verharren.

Der Aussatz hat heut andre Namen:
Der Hass, der passt in diesen Rahmen,
Intoleranz, Rechthaberei,
der Mitmensch wird dann einerlei.

Ja, solcher „Aussatz“ soll verschwinden,
das tun wir allen Menschen künden.
Die Zukunft steht noch in den Sternen,
doch heute wollen wir schon lernen,

auf alle Menschen zuzugehen,
ja, grad auf die, die abseits stehen,
die ausgesetzt sind und in Nöten –
die Menschlichkeit geht doch sonst flöten.

Denn alle Menschen zu befreien
und sie zu lehren das Verzeihen,
Jesus kam mit neuem Denken
und wollte wahres Leben schenken.

„Menschen“ sollen wir doch werden;
dazu kam ER doch auf Erden,
dass wir begreifen, was ist richtig,
und dass Gott jeder Mensch gleich wichtig.

Ich fass‘ für euch noch mal zusammen,
für alle, die zur Messe kamen:
Von Aussatz hat uns Gott befreit,
von Sünde, Tod und allem Leid.

Das sollen wir den Menschen sagen
in guten wie in bösen Tagen.
Wir können darum fröhlich sein,
in frohen Jubel stimmen ein.

In Oscheff hier das Jahresthema,
das kennt inzwischen ja ein jeder:
„Mit Zuversicht…“ – so ist das Wort –
„…in die Zukunft“ hier am Ort.

Und nicht nur hier braucht’s Zuversicht,
denn Zuversicht ist Christenpflicht.
So woll’n auch wir in der Pfarrei
Zukunft gestalten – einerlei,

welch Schwierigkeiten uns erwarten.
Es gilt schon bald, gut durchzustarten.
Wenn Abstandregeln nicht mehr gelten,
erschließen sich uns neue Welten.

Geprägt von Hoffnung, Suchen, Fragen,
das Miteinander woll’n wir wagen,
dass keiner ausgesetzt mög‘ bleiben,
wir unnötig uns nicht zerreiben.

Statt Aktionismus, Hysterie
in dieser schweren Pandemie,
der Weg heraus uns leichter fällt,
wenn etwas andres bei uns zählt:

Mit Hoffnung und mit Zuversicht,
das sag ich heut ganz einfach, schlicht,
wir Schwierigkeiten überwinden –
das wollen wir den Menschen künden.

Drum soll’n in diesen Narrentagen
wir Menschen wirklich Freude wagen,
auch wo Corona diese Welt
noch fest in seinen Fängen hält.

Und wenn euch das nicht möglich ist,
gibt es für euch ’ne neue Frist:
Die Fastenzeit wird Freudenzeit!
Macht eure Herzen dafür weit!

Das sag ich allen – gebt mal Acht! –
die vor- und nach- und quergedacht,
den Guten, Frommen, die fast heilig,
auch denen, die‘ s nicht haben eilig:

Es gibt doch Grund zur Fröhlichkeit
und noch viel mehr für Menschlichkeit.
Für den, der an den Herrgott glaubt,
ist Lachen jederzeit erlaubt!

Auch wenn wir Priester allenthalben
für uns das letzte Wort behalten,
lad‘ ich euch ein, ihr Herrn und Damen,
ruft ihr das letzte Wort! Sagt: „AMEN!“

Georg Klar, Pfarrer