Büttenpredigt 2019 in St. Margaretha, Mainaschaff

Vom 03.03.2019

Ihr lieben Schwestern, liebe Brüder,
von hinten komm’ ich heuer wieder
herein in dieses Gotteshaus,
wo ihr stets gehet ein und aus.

Ihr alle, die ihr heut‘ gekommen,
die Lauen grad so wie die Frommen,
die Kleinen grad so wie die Großen,
die in den Röcken, in den Hosen,

die angemalt sind und maskiert,
mit Schmuck und Federn sind verziert,
doch auch die andern – ganz Normale –
willkommen hier im Kirchensaale!

Vielleicht verwundert meine Kleidung,
ihr kennt mich anders aus der Zeitung,
als Seelenarzt, als Bauarbeiter,
als Menschenfischer, Mönch – ganz heiter

kam ich auch mehrmals schon als Narr,
wie früher das so üblich war,
denn Narren ist’s doch vorenthalten,
uns all’n den Spiegel hinzuhalten.

Ihr lieben Christen, hört mir zu!
Auch heut‘ lass ich euch nicht in Ruh!
Die Büttenpredigt will ich halten,
ihr müsst dazu das Hirn einschalten.

In Reimen werd’ ich wieder dichten,
um so die Botschaft auszurichten,
die Jesus uns gegeben hat,
damit wir geh’n auf Gottes Pfad.

In Mainaschaff das Jahresthema,
das kennt inzwischen doch ein jeder:
„Künstlerisch und kreativ“ –
vertreibt so manchen alten Mief.

So kam auch unser Bürgermeister,
der Engler Horst, jawohl, so heißt er,
als Löwe dort beim Gaudiwurm.
Es nützte nichts beim Rathaussturm!

Drum kam er heut als bunter Hund.
Das Hütchen schräg, Krawatte bunt.
Auch diese Tracht, Horst, steht dir gut.
Dir ein Applaus und frohen Mut…!

Zur Frohen Botschaft passend, Leute,
hab ich mich drum verkleidet heute,
ich komm als Gärtner, sieht man, klar,
das passt zur Predigt gut fürwahr.

Ich fühl mich wohl in dieser Tracht,
hab meinen Wagen mitgebracht
und alles aufgeladen auch,
was man als Gärtner halt so braucht:

Spaten, Rechen, Sack mit Erde,
dass es endlich Frühling werde.
Das ist doch wohl die schönste Zeit
allhier auf Erden weit und breit.

Auch in Gottes buntem Garten
all die vielen Menschen warten,
dass gepflanzt, gegossen werde,
vieles wachse auf der Erde.

Und zu Gärtners Aktivitäten
gehört dann auch das Unkraut jäten.
Denn was im Garten nötig ist,
das gilt auch für des Menschen Frist,

für seine Zeit hier auf der Erde,
dass Frieden, Glück uns möglich werde.
Nicht Menschen gilt es auszurotten,
doch manche Haltung von bigotten

Menschen ohne Herz und Seele,
– Fanatiker ich hierzu zähle –
die glauben, nur die Superfrommen
einstmals in den Himmel kommen.

Ja, diese Haltung wuchert stark,
verletzt die andern bis ins Mark.
Der Haltung hätt‘ ich gern mit Macht
mit „Round up“ den Garaus gemacht.

Drum reden wir nicht drum herum:
Ne Wucht, dies Evangelium!
Wir wissen schnell, worum es geht,
und ahnen auch, wie’s um uns steht.

So lesen wir bei Lukas heute,
was Pharisäer nicht so freute,
dass blind sind viele Menschen doch,
beschweren noch der Menschen Joch

mit Regeln, Normen und Gesetzen,
für viele Menschen ein Entsetzen.
Erst Vorschrift eins, dann Vorschrift zwei,
noch besser sind es ihrer drei.

Soll da am deutschen Vorschriftwesen
etwa unsre Welt genesen?
Und nimmt uns das nicht ganz und gar
jede Spontaneität fürwahr?

Und macht uns das am End‘ nicht blind
für das, was Gott wünscht‘ jedem Kind?
Blinde können schwerlich führen,
wenn sie nicht mal wirklich spüren,

dass ihnen etwas Wicht’ges fehlt –
der offne Blick für das, was zählt:
für Menschlichkeit und Ehrlichkeit,
für Mut, Geduld und Einfachheit.

Stattdessen wird die Sicherheit,
der Schutz vorm Risiko zu jeder Zeit
bei diesen Blinden großgeschrieben,
das ist das Wort, das sie so lieben:

„Datenschutz“ – steht über allem!
Ich sag das gleich mal zu euch allen:
Dass Daten schützenswert mal sind,
dass weiß bei uns doch jedes Kind.

Doch muss das Hirn schon sein behindert,
wenn Datenschutz dann auch verhindert,
dass man Vertrauen wagen kann,
das lähmt uns alle irgendwann.

Ich möcht‘ bei aller Diskretion
halt auch Vertrauen üben schon.
Denn ohne Menschen zu vertrauen
vergeblich wir die Zukunft bauen!

Wer nicht vertraut, der kann nichts sehen,
kann nur den Splitter wohl erspähen
im Aug‘ des andern, dessen Schwächen,
die Schuld, die Sünden und Gebrechen,

die vielen Unzulänglichkeiten –
sie auszumerzen schnell, beizeiten.
Die vielen Fehler im System
schnell auszuschalten, scheint bequem.

Dabei vergisst man allenthalben
im eignen Aug‘ den Riesenbalken,
die eignen Fehler sieht man nicht,
dabei wär DAS die erste Pflicht.

Wer Unrecht nur bei andern sucht,
wer vor sich selbst ist auf der Flucht,
wird blind für Mensch und Menschlichkeit,
verliert auch die Barmherzigkeit.

Und statt die Menschen zu umarmen
man mordet gar in Gottes Namen.
Man glaubt, das wäre Gottes Wille;
am Schluss – da bleibt nur Totenstille.

Auch bei der AFD gibt’s Menschen,
die lieber andere ganz ausgrenzen.
Sie schüren Ängste und verführen,
weil sie schon „Überfremdung“ spüren.

Das christlich Abendland zu retten,
Asylrecht legen sie in Ketten.
Sie merken nicht, wer mitmarschiert
und welcher Ungeist da regiert.

Das Unkraut hat heut‘ andre Namen:
Der Hass, der passt in diesen Rahmen,
Gewalt und auch Rechthaberei,
der Mitmensch wird dann einerlei.

Intoleranz, Hartherzigkeit
und auch die Fremdenfeindlichkeit,
der Haltung würd‘ ich gern mit Lachen
und „Round up“ den Garaus mal machen.

Doch Vorsicht, Georg, sag ich mir,
Bescheidenheit ist eine Zier.
Denn auch in heil’gen Kirchenräumen,
da wachsen nicht nur gute Bäume.

Man hört und liest es überall,
der Kindesmissbrauch, Fall für Fall,
ist nicht nur eine Peinlichkeit,
er ist vielmehr: Unmenschlichkeit.

Denn Kinder, die uns anvertraut,
auf die Gott voller Liebe schaut,
die dürfen keine Opfer werden,
von Macht und anderen Gebärden.

Das ist ein schreckliches Verbrechen!
Am liebsten nähm‘ ich meinen Rechen…
Doch denk‘ ich dann an Splitter, Balken,
will lieber mal zurück mich halten.

Doch wahr ist, dass all diese Täter,
die Kinderschänder, Missetäter,
ob Priester, Bischof oder Nonne,
für unsere Kirch‘ sind keine Wonne!

Durch solche Taten wird verstellt
der Blick auf Gottes neue Welt,
in der ein jedes Kind geliebt.
Ich hoff, dass Gott uns DAS vergibt!

Die Zukunft steht noch in den Sternen,
doch heute wollen wir schon lernen,
auf alle Menschen zuzugehen,
auch die, die vieles kritisch sehen

in unsrer Kirch‘ und in der Welt.
Sie sind kein Unkraut auf dem Feld,
sie helfen uns vielmehr entdecken,
wo wirklich wachsen wilde Hecken

und manche Dinge, Mann oh Mann,
auf die man gut verzichten kann.
Dann braucht’s vielleicht kein „Round up“ mehr,
dann braucht es Liebe und noch mehr,

es braucht dann Mut, Entschiedenheit,
Veränderung und neue Zeit.
Am Zölibat starr festzuhalten,
an vielem Überkommnen, Alten –

das scheint mir für die Frühlingszeit
im Garten nicht sehr hilfsbereit.
Gott liebt für seine Gartenräume
das Wachsen vieler bunter Bäume.

Es muss nicht immer Eiche sein,
so hart, so starr, und nicht sehr fein,
es braucht auch Biegsamkeit und Mut,
die Vielfalt tut dem Garten gut.

Denn nur auf eines kommt es an:
Dass gut der Baum sei und der Mann,
die Frau und jeder Mensch, der lebt,
die Äst, die Arm zum Himmel hebt,

sich austreckt und viel Sonne tankt,
und niemals, wenn er schon mal wankt,
die Lieb und Menschlichkeit vergisst,
denn die wird allzuoft vermisst

in unserer Kirche, in der Welt,
in die uns alle Gott gestellt.
Denn seine Welt – ein schöner Garten
mit tausendfachen Pflanzenarten.

Auch du und ich gehörn dazu,
drum hören wir doch auf im Nu,
uns gegenseitig auszureißen,
was hilft, ist Jesu Rat der Weisen:

An unsern Früchten wird erkannt,
zu welchem Gott wir uns bekannt.
Ob wir zu guten Bäumen werden,
DAS wär das Ziel auf dieser Erden.

Drum wenn in diesen Narrentagen
die Menschen helle Freude wagen,
wo oft das Böse diese Welt
so fest in seinen Fängen hält,

dann gibt’s doch Grund für Fröhlichkeit
und noch viel mehr für Menschlichkeit.
Die Freude ist es, die sich regt
und Kirche in die Zukunft trägt.

Doch macht euch eines schon bewusst:
vor uns liegt noch so mancher Frust.
Das Ganze wird kein Kinderspiel,
wir sind noch lange nicht am Ziel.

Nur wenn wir ganz auf Gott vertrauen,
wird er wohl weiter pflanzen, bauen,
wird weiter uns zur Seite stehen,
wenn wir in Seine Zukunft gehen.

Das sollten wir den Menschen sagen
in guten wie in bösen Tagen.
Wir können darum fröhlich sein,
in frohen Jubel stimmen ein.

Nun hab ich viel geredet, Leute,
das musst mal sein, gerade heute.
Nun setz ich mich mal auf die Bank
und sage meinem Schöpfer Dank.

Der Arbeit und der Mühe Lohn,
ein kühles Bier, das wartet schon.
Ein Haus mit Garten, so ein Glück!
Das ist vom Himmel schon ein Stück!

Doch halt, da fällt mir noch was ein:
Denn Kirche, Pfarrhaus und Pfarrheim,
die haben nicht nur einen Garten,
sind Garten-Räume, die drauf warten,

dass viele Hobbygärtner kommen
und alles in den Blick bekommen,
was da zu tun ist, dass man sieht,
wie alles wächst, wie alles blüht.

Da muss gepflanzt, begossen werden,
gar manches weggeschnitten werden,
da braucht es viele fleiß’ge Hände,
das brächte endlich dann die Wende.

Und Siggi Schlett mit seinem Team,
die weisen gerne ein darin,
wo, wann und wie ein jeder Mann
und jede Frau da helfen kann.

Sprecht ihn mal an, er lächelt heiter,
am Samstag, 9. März, gehts weiter.
Seid einfach da – so gegen neun,
Das Team sagt ganz gewiss nicht nein.

Ist froh ob jedem, der da kommt
und hilft, wie’s einem Christen frommt.
Ich sag da schon mal Dankeschön
und sing sogar „Cordula grün“.

Als Gärtner, Priester allenthalben
wir gern das letzte Wort behalten,
doch lad‘ ich ein, ihr Herrn und Damen,
ruft ihr das letzte Wort! Sagt: „AMEN!“

Georg Klar, Pfarrer