Büttenpredigt 2016 in St. Margaretha, Mainaschaff

am 7. Februar 2016

Ihr lieben Schwestern, liebe Brüder,
von hinten komm’ ich heuer wieder
herein in dieses Gotteshaus,
wo ich stets gehe ein und aus.

Ihr alle, die ihr heut gekommen,
die Frommen und die Superfrommen,
doch auch die andern – ganz Normale –
willkommen hier im Kirchensaale!

„Angekommen. Aufgenommen.“
Ihr habt es sicher schon vernommen,
dass dies das Jahresthema ist,
in Oscheff jeder jeden grüßt,

dass Heimat hier für Alle sei –
die Herkunft ist doch einerlei!
Weil letztlich doch nur eines zählt:
In Gottes großer bunter Welt

wir all nur „Noigeplackte“ sind,
dass weiß bei uns schon jedes Kind.
Die Großen sollen’s nicht vergessen,
die sind ja manchmal ganz besessen

von Furcht und Angst vor Überfremdung,
von deutscher, nationaler Sendung,
vom Denken nur noch in Schwarz-Weiß,
von gut und bös – was soll der Sch…?

Solch’ Denken bringt uns doch nicht weiter.
Nein – auch nicht auf der Himmelsleiter!
Nun drum als geistlich’ Büttenrede
die Predigt euer Herz bewege!

Zur Frohen Botschaft passend, Leute,
hab ich mich auch verkleidet heute,
ich komm als Angler oder Fischer,
da ist die Predigt gleich viel frischer.

Wer sich jetzt wundert, ärgert, leidet,
dass ich schon einmal so verkleidet
hierher kam an den heil’gen Ort,
dem will ich sagen: Gottes Wort,

das Pierre uns grade vorgelesen,
das ist das gleiche auch gewesen
wie vor drei Jahr’n, das Wort vom Fischen,
auf das wir nicht verzichten müssen.

Das gleiche Evangelium –
da komm ich einfach nicht drum rum.
So bin ich auch wie einst geschmückt,
damit die Botschaft euch entzückt.

Hab eine Angel mitgebracht,
ein Käscher ist hier angebracht.
Auch darf der Fischer-Hut nicht fehlen –
muss nur noch kluge Worte wählen.

Cornelia, ich bin entzückt,
wie du im Team die Kirch’ geschmückt,
mit Netzen, Booten und auch Fischen,
so manches Herz wirst du erwischen.

Ich möcht’ grad heut’ in diesen Tagen
dir wieder einmal „Danke“ sagen
für alles, was du für uns tust,
für alles, wo du in dir ruhst,

die Schönheit Gottes bringst uns nah –
das alles ist so wunderbar…!
Drum soll Applaus jetzt von uns allen
dir bis ins Herz hinein erschallen…!

Nun will ich mich an dem Gestade
mal niederlassen und gerade
ein wenig träumen von der Zeit,
als Petrus war zum Fang bereit.

Die Nacht wurde zum Tag gemacht,
doch alles hatte nichts gebracht.
Kein einz’ger Fisch hatt’ sich gefunden,
trotz all der Müh’ in vielen Stunden.

Doch Jesus sagt: „Fahrt noch mal raus,
und werft das Netz zum Fange aus!“
Und der erfahr’ne Petrus denkt,
der seine Crew stets gut gelenkt:

„Das ist kein Fachmann, der so spricht,
man fischt doch nicht bei Tageslicht!“
Doch Petrus hat so viel Vertrauen,
nun also auf den Herrn zu bauen.

Doch frag ich mich, geht’s denn noch schlimmer,
dass ausgerechnet Jesu Jünger
nun Menschenfischer werden sollen?
Da muss ich mit den Augen rollen!

Jetzt sag mir, Jesus, nun mal ehrlich:
Ist Menschen fischen nicht gefährlich?
Du musst dir mal die Augen wischen:
Die dort im Braunen, Trüben fischen,

sind nicht am Menschen interessiert.
Es ist viel eher umgekehrt:
Die AFD stets Ängste schürt,
Europa werd’ islamisiert.

Auch bei Pegida gibt es Menschen,
die lieber andere ganz ausgrenzen.
Das christlich Abendland zu retten,
Asylrecht legen sie in Ketten.

Sie merken wohl, wer mitmarschiert
und welcher Ungeist da regiert:
Intoleranz, Hartherzigkeit
und auch die Fremdenfeindlichkeit.

Wer Flüchtlinge von hier verbannt,
der rettet nicht das Abendland,
ja dessen Seele wird sooo klein,
der gibt es auf, ein Mensch zu sein!

„Von jetzt an sollt ihr Menschen fangen!“
Alle sollen Heil erlangen
und in Gottes Netze kommen.
Alle – und nicht nur die Frommen!

Ein Frommer glaubt ja oft zu wissen,
was Gottes Wille ist – verbissen
und ernst und streng und gar fanatisch
bekämpft er, was ihm dünkt satanisch.

Und statt die Menschen zu umarmen
er mordet gar in Gottes Namen.
Er glaubt, das wäre Gottes Wille;
am Schluss – da bleibt nur Totenstille.

Ja, was in Syrien dort geschieht,
uns seelisch ganz schön runterzieht.
Auch der Irak, Afghanistan,
Nigeria – wo fängt man an?

Die Grausamkeit kennt keine Grenzen,
man redet über Konsequenzen,
indes: die Menschen müssen leiden
und können nicht mehr länger bleiben.

Denn Bleiben hieße: Leid und Qual,
Flucht und Vertreibung überall.
Asyl zu finden, Frieden, Ruh –
das steht doch jedem Menschen zu.

Wer dies nicht einfach ignoriert,
was in der ganzen Welt passiert,
der kann doch nicht die Grenzen schließen,
der muss die Fremden hier begrüßen,

der schätzt es, wenn sie angekommen,
der freut sich, wenn sie aufgenommen,
der packt mit an, hält sich nicht raus,
spricht freundlich und auch frei heraus,

der muss sie lehren, was uns wichtig,
damit Gemeinschaft glückt so richtig.
Die Werte soll’n uns ja vereinen
und nicht nur oberflächlich „scheinen“.

Was dort in Köln am Rhein geschehen,
das kann man einfach nicht verstehen.
Sylvesternacht, die Nacht der Freude,
wird albtraumhaft für viele Leute.

Und ganz egal, woher die Täter,
dafür bestraft gehört ein jeder.
Wer Frau’n nicht achtet, sag ich offen,
der kann auf Toleranz nicht hoffen!

Denn das sind Fische, die mir stinken,
die muss ich nicht ins Boot rein winken,
die dürfen ruhig draußen bleiben!
Man sollte ihnen was verschreiben:

Zum Beispiel endlich zu kapieren,
dass wichtig sind auch die Manieren:
ein „Nein“ ist nun halt mal ein „Nein“!
Wer das will achten, kommt herein!

Damit wir richtig uns verstehen,
dass gilt für Alle! Drauf bestehen
muss jeder hier, ja, jedermann,
ob Flüchtling oder deutscher Mann!

„Kommt her, ihr Fische!“ Petrus sprach,
ihm könnten wir es machen nach,
indem wir viele Menschen retten
anstatt das Menschsein zu verwetten,

die Menschlichkeit ganz aufzugeben,
wie Rechte das schon heute üben.
Die AFD will Grenzen schließen,
sie will auf Flüchtlinge gar schießen.

Hat denn Rassismus Konjunktur?
Herrscht Dummheit hier im Land denn nur?
Ich sag es mit und ohne Vers:
Das ist unmenschlich, ganz pervers!

Doch solche Menschen zu befreien
und sie zu lehren das Verzeihen,
Jesus kam mit neuem Denken,
wollte neue Hoffnung schenken.

Menschen sollen wir doch werden,
dazu kam ER doch auf Erden,
dass wir begreifen, was ist richtig,
dass die Mitmenschlichkeit sooo wichtig.

Dies Evangelium will ja nun
bestimmen auch der Christen Tun,
und nicht nur damals, sondern heute
erreichen allen Christenleute.

Wie geht’s mit unsrer Kirche weiter?
Die Frage macht nicht immer heiter.
Eher scheint es aussichtslos,
denn der Fang, der ist nicht groß.

Liegt’s an uns, dass viele Leute
der Kirch’ den Rücken kehren heute?
Was wir auch tun – das Netz oft leer!
Wir fragen uns: Wo ist der Herr?

Wenn wir ein wenig weiter denken,
und unser Hirn schon fast verrenken,
ja, dann – dann fällt uns doch was ein:
Am Tebartz liegt’s – das muss es sein!

Denn dass van Elst, der reiche Hirt,
nun im April geladen wird,
in Ascheberg hier aufzutreten,
hätt’ ich als Bischof mir verbeten!

Ich hätt’ ihn sofort angerufen,
ich hätt’ gescharrt mit meinen Hufen
und ihm gesagt: „Mein lieber Bruder!
Reiß schnell herum noch selbst das Ruder!

Sag ab du selbst um Himmels willen –
bleibt unter uns, diskret, im Stillen.
So kannst du dein Gesicht auch wahren
und mir als Bischof Kummer ersparen!

Denn sonst geh’n noch mehr Leute weg,
was hätt’ dein Auftritt dann für’n Zweck?
Gönn dir doch selbst noch etwas Zeit!
Ich denk’, es ist noch nicht soweit,

es sollte noch mehr Zeit vergehen,
dann kann man’s besser wohl verstehen
dann fällt es leichter zu vergeben,
mit dir Barmherzigkeit zu üben.

So bitt’ ich dich, Bruder im Herrn:
Komm jetzt noch nicht! Das hätt’ ich gern!“
So hat der Friedhelm ja vielleicht
den Tebartz in sei’m Herz erreicht.

Ich weiß es nicht, doch eins ist klar:
Wenn Tebartz kommt, sag ich fürwahr,
dann wär’ das ein Affront für alle,
und in dem allerschlimmsten Falle

treten noch mehr Christen aus,
fühlen sich nicht mehr zu Haus
in dieser Kirch’, im Jammertal.
Behüt uns, Gott, vor dem Skandal!

Denn so wird Zukunft nicht gewonnen
und der Aufbruch wär’ zerronnen.
Lasst uns lieber mit viel Freude
Menschen fischen, liebe Leute!

Drum wenn in diesen Narrentagen
die Menschen helle Freude wagen,
wo oft das Böse diese Welt
so fest in seinen Netzen hält:

Es gibt doch Grund für Fröhlichkeit
und noch mehr für Menschlichkeit.
Viele Fische gibt’s im Meer,
so unterschiedlich – bitte sehr!

Ob ein Moslem oder Christ,
jeder doch verschieden ist.
Und so wie wir alle sind,
heißt Gott jeden von uns „Kind“.

Keinen Fisch wir wollen missen,
alle Menschen sollen’s wissen,
dass sie all, so wie sie sind,
hier bei uns willkommen sind.

Wer Schutz sucht hier in uns’rem Ort,
wer musst’ aus seiner Heimat fort,
dem sagen wir: „Herzlich willkommen!
Hier wirst du gerne aufgenommen!“

Jedermann mit seinen Gaben,
auch mit seinen offnen Fragen,
er soll sich fühlen hier zu Haus,
wo Fisch und Mensch geh’n ein und aus.

Lasst uns Menschenfischer werden,
so viele warten drauf auf Erden.
Lasst uns offen sein und bleiben,
dann wird uns reicher Fang begleiten.

In dieser Hoffnung geht heut raus,
nehmt diese Botschaft mit nach Haus:
Die Freude ist’s, die uns bewegt
und Kirche in die Zukunft trägt.

Vor Gott sind alle Menschen gleich,
ob Prinz, ob Papst, ob arm, ob reich,
ob Bischof, Priester, Mann und Frau –
fast sag ich da zum Schluss „Helau“.

Doch will ich etwas frommer enden
jedoch will ich das Blatt mal wenden:
ich lad‘ euch ein, ihr Herrn und Damen,
ruft ihr das letzte Wort! – Sagt: „AMEN!“

Georg Klar, Pfarrer