Büttenpredigt 2013 in St. Margaretha, Mainaschaff

am 10. Februar 2013

Ihr lieben Schwestern, liebe Brüder,

von hinten komm’ ich heuer wieder
herein in dieses Gotteshaus,
wo ich stets gehe ein und aus.

Faschingszeit ist ausgebrochen,
bringt die ganze Welt zum Kochen,
Alt und Jung und Groß und Klein!
So ist’s gut, so muss es sein!

Ihr alle, die ihr heut gekommen,
die Lauen grad so wie die Frommen,
die Kleinen grad so wie die Großen,
die in den Röcken, in den Hosen,

die angemalt sind und maskiert,
mit Schmuck und Federn sind verziert,
doch auch die andern – ganz Normale –
willkommen hier im Kirchensaale!

Helau, ihr Schwestern und ihr Brüder!
Ja! Büttenpredigt ist heut wieder!
geformt zur geistlich’ Büttenrede
die Predigt euer Herz bewege…

Die Freude ist es, die bewegt
und Kirche in die Zukunft trägt.
Ganz Mainaschaff soll sich bewegen;
Bewegung bringt uns großen Segen.

Zur Frohen Botschaft passend, Leute,
hab ich mich auch verkleidet heute,
ich komm als Angler oder Fischer,
da ist die Predigt gleich viel frischer.

Hab eine Angel mitgebracht,
ein Käscher ist auch angebracht.
Auch darf der Fischer-Hut nicht fehlen –
all diese Ding musst’ ich nicht stehlen…

Genügend Angler gibt’s am Ort;
sie werden gut versteh’n mein Wort
vom reichen Fischfang – welch ein Wunder!
Drum schlaft nicht ein, bleibt lieber munter!

Und wenn ich anschau dieses Haus,
dann fühl ich mich doch gleich zuhaus.
Fast wie am Main, am Mainparksee –
so viel Bekanntes ich hier seh.

Cornelia, ich bin entzückt,
wie du die Kirch’ für heut’ geschmückt,
mit Netzen, Booten und auch Fischen,
so manches Herz wirst du erwischen.

Ich möcht’ grad heut in diesen Tagen
dir einmal herzlich „Danke“ sagen
für alles, was du für uns tust,
für alles, wo du in dir ruhst,

die Schönheit Gottes bringst uns nah –
das alles ist so wunderbar…!
Drum soll Applaus jetzt von uns allen
dir bis ins Herz hinein erschallen…!

Nun will ich mich an dem Gestade
mal niederlassen und gerade
ein wenig träum’n von jener Zeit,
als Petrus war zum Fang bereit.

Nun – reden wir nicht drum herum:
ne Wucht, dies Evangelium!
Wir wissen schnell, worum es geht,
und ahnen auch, wie’s um uns steht.

Doch will ich euch heut auch erzählen,
wie manche sich doch wirklich quälen
und – wie Petrus mit den Fischen –
einfach – leider! – nichts erwischen.

Wie oft ist Menschen Tun vergeblich.
Für Fischer war’s nicht unerheblich,
wenn ihre Netze blieben leer,
weil dann der Alltag wurde schwer.

Die Nacht wurde zum Tag gemacht,
doch alles hatte nichts gebracht.
Kein einz’ger Fisch hatt’ sich gefunden,
trotz all der Müh’ in vielen Stunden.

Doch Jesus sagt: „Fahrt noch mal raus,
und werft das Netz zum Fange aus!“
Und der erfahr’ne Petrus denkt,
der seine Crew stets gut gelenkt:

„Das ist kein Fachmann, der so spricht,
man fischt doch nicht bei Tageslicht!“
Doch Petrus hat so viel Vertrauen,
nun also auf den Herrn zu bauen.

Die Fische springen flott ins Netz,
so gegen jed’s Naturgesetz.
Sie füll’n zwei Boote bis zum Rand –
dem Petrus schwindet der Verstand.

Da wendet Jesus sich an ihn,
und lädt ihn ein gut hinzusehen
und nun zu hören auf sein Wort,
das er jetzt sprach an jenem Ort:

„Von jetzt an sollt ihr Menschen fangen!
Alle soll’n das Heil erlangen
und in Gottes Netze kommen.
Alle! – Nein, nicht nur die Frommen!“

Dies Evangelium will ja nun
bestimmen auch der Christen Tun,
und nicht nur damals, sondern heute
erreichen allen Christenleute.

Wie geht’s mit unsrer Kirche weiter?
Diese Frage macht nicht heiter.
Eher scheint es aussichtslos,
denn die Beute ist nicht groß,

wenn wir, wie Petrus auf dem See,
zu andern Leuten sagen: „Geh!
Brich doch auf und mach mal mit,
in unsrer Kirch‘ – das ist der Hit!“

Da gehen sie auf Tauchstation.
„Lass mir mei Ruh, ich hab doch schon
genug am Hals, genug zu tun,
ich hab ein Recht, mal auszuruh’n!“

Liegt es an uns, dass viele Leute
der Kirch’ den Rücken kehren heute?
Was wir auch tun – das Netz bleibt leer!
Wir fragen uns: Wo ist der Herr?

Wenn wir ein wenig weiter denken,
und unser Hirn schon fast verrenken –
ja, dann, dann fällt uns doch was ein:
Am Papst liegt es – das muss es sein!

Nun hat die Kirch’ ein Wort entdeckt,
das Hoffnung hat im Volk geweckt.
Der Monolog ist längst gescheitert,
Kontakt zur Basis wird verbreitert.

„Dialog“ macht jetzt die Runde.
Doch klingt es schon aus großem Munde:
Dies Wort käm’ in der Schrift nicht vor!
Kardinal Brandner das beschwor.

Der Herr in Purpur wollte sagen:
„Was soll das Suchen und das Fragen,
wo alles schon entschieden ist,
durch Gottes Geist, dass ihr es wisst!?

Ist alles nicht verhandelbar,
weil es doch immer schon so war.“
Nur frage ich aus Bibel-Sicht,
ob Purpur da die Wahrheit spricht?

Auch dachten wir in letzter Zeit,
der Meissner manches hätt’ bereut,
doch bleibt er klar bei seiner Sicht,
das merkt man, wie er wieder spricht:

Er redet da von „Katholikenphobie“,
von „Progromstimmung“ gegen sie;
wer solche Worte schnell gebraucht,
das letzte Vertrauen noch verbraucht,

das Menschen heut’ noch in sich tragen,
viel weniger als in vergang’nen Tagen,
zur Zeit von Konzil und Synode,
wo das Wort Dialog kam wirklich in Mode.

So wird die Zukunft nicht gewonnen
und der Aufbruch ist zerronnen.
Worte wollen Taten sehen,
sonst wird die Kirche rückwärts gehen.

Der „Aufbruch des Konzils“ scheint futsch,
der gab der Kirch’ mal einen Rutsch.
Doch später ging es dann bergab
und das in ziemlich schnellem Trab.

Da beißt doch heut kein Fisch mehr an,
ja, die da oben hab’n das getan!
Verbohrt sind sie und unflexibel,
jawohl, das ist das ganze Übel!

„Wir könnten doch…!“, „Wir müssten nur…!“
So hallt es stets in einer Tour!
Bewegen brauchen „wir“ uns nicht,
denn „das“ ist doch des Bischofs Pflicht!

Er und der Papst, die sollen’s ändern,
die Kirche hüll’n in Freud’ngewänder!
Doch einmal Hand aufs Herz, ihr Leute!
Wie steht es denn mit „unsrer Freude“?

Strahlt denn aus „uns“ die Freud’, Humor?
Oder bleiben sie außen vor?
Sind wir nur ernst, verbissen, steif,
dann ist die Zeit noch gar nicht reif,

auf alle Menschen zuzugeh’n,
und auch auf die, die abseits steh’n.
Dann werden wir vergeblich fischen,
denn Trübsal lässt die Fisch entwischen…!

Das richten nicht nur „die da oben“ –
s’ist „unser“ Auftrag, Gott zu loben
und mit Humor und ganz viel Freude
Menschen zu fischen, ihr lieben Leute!

Dann gilt, was Jesus Petrus sagt:
„Vertrau mir und sei unverzagt!
Von jetzt an wirst du Menschen fangen,
mit ihnen sollst du Heil erlangen!“

Jedoch – vergesst es nicht und denkt,
all dies zu schaffen ist Geschenk
von Gott dem Herrn, der uns bewegt
und dazu seinen Geist uns gibt.

Scheint’s auch verrückt aus unsrer Sicht,
Gott nimmt uns alle in die Pflicht,
trägt uns auch auf, hinaus zu geh’n
dort, wo wir wenig Chancen seh’n.

Das Netz auswerfen und vertrau’n,
dass wir was fangen – auf ihn bau’n.
Das wünsch ich unsrer Kirche heute,
damit ihr nicht verzweifelt, Leute!

Drum wenn in diesen Narrentagen
die Menschen helle Freude wagen,
wo oft das Böse diese Welt
so fest in seinen Netzen hält:

Es gibt doch Grund für Fröhlichkeit
und noch mehr für Menschlichkeit.
Leben und auch leben lassen,
wenn das gilt auf unsern Straßen,

wird es bunt um uns herum,
alles andre wäre dumm.
Viele Fische gibt’s im Meer,
so unterschiedlich – bitte sehr!

Gott liebt die Verschiedenheit
und die Einzigartigkeit.
Denn kein Fisch gleicht einem andern,
ob Forelle oder Zander,

ob ein Moslem oder Christ,
jeder doch verschieden ist.
Und so wie wir alle sind,
heißt Gott jeden von uns Kind.

Ja, in Gottes Fluss des Lebens
lebt kein einz’ger Fisch vergebens.
Darum müssen wir uns mühen,
jeden Einzelnen zu sehen.

Jeden sollen wir gewinnen,
uns aufs Fischen neu besinnen
und mit Lieb und Herzlichkeit
Menschen fischen – wie’s Gott freut.

Keinen Fisch wir wollen missen,
alle Menschen sollen’s wissen,
dass sie all, so wie sie sind,
hier bei uns willkommen sind.

Jedermann mit seinen Gaben,
auch mit seinen offnen Fragen,
er soll sich fühlen hier zu Haus,
wo Fisch und Mensch geh’n ein und aus.

Lasst und Menschenfischer werden,
so viele warten drauf auf Erden.
Lasst uns offen sein und bleiben,
reicher Fang wird uns begleiten.

In dieser Hoffnung geht heut raus,
nehmt diese Botschaft mit nach Haus:
Die Freude ist’s, die uns bewegt
und Kirche in die Zukunft trägt.

Drum lasst uns frohe Christen sein
und uns aus vollem Herzen freu’n –
im Handeln, Reden und auch Denken.
Gott wird uns alle reich beschenken.

Obwohl wir Priester allenthalben
für uns das letzte Wort behalten,
lad‘ ich euch ein, ihr Herrn und Damen,
ruft ihr das letzte Wort! – Sagt: „AMEN!“

Georg Klar
Pfarrer St. Margaretha
Mainaschaff