Büttenpredigt 2018 in St. Margaretha, Mainaschaff

Vom 11.02.2018

Ihr lieben Schwestern, liebe Brüder,
von hinten komm’ ich heut’ mal wieder
herein in unser Gotteshaus,
wo wir stets gehen ein und aus.

Wir feiern Fasching, Karneval,
man sieht die Narren überall.
Darf da die Kirche nicht mitmachen
und sich beteiligen am Lachen?

Die Botschaft Jesu ist voll Freude;
und diese wird in dem Gebäude,
das jeder von uns „Kirche“ nennt,
verkündet, wie man es ja kennt.

Da müssen wir nicht traurig blicken,
nur Seufzer in den Himmel schicken,
da dürfen wir auch fröhlich sein.
Gott selber lädt uns dazu ein!

Ihr lieben Christen, hört mir zu!
Ich lass euch heute nicht in Ruh.
Die Büttenpredigt will ich halten,
ihr müsst dazu das Hirn einschalten.

In Reimen werd’ ich wieder dichten,
um so die Botschaft auszurichten,
die Jesus uns gegeben hat,
damit wir geh’n auf Gottes Pfad.

Die Freude ist es, die sich regt
und Kirche in die Zukunft trägt.
Das steht für alle schon geschrieben
im „Buch der Bücher“, meine Lieben.

Das „Buch der Bücher“ wollt ihr fragen?
Muss ich es euch noch einmal sagen?
Die Bibel ist’s, die Heil’ge Schrift,
sie überall zu finden ist –

in jeder Wohnung, jedem Haus.
Dass sie verstaubt, macht euch nichts aus!
Ihr sollt ‘ne Bibel nicht nur haben,
ihr sollt drin lesen, euch dran laben!

Gott spricht darin – auf vielen Seiten
will er zur Hoffnung euch anleiten.
In Prosa, Lyrik und Gedichten,
in schönen Bildern und Geschichten

will Gott euch schenken ganz viel Freude,
drum „Frohe Botschaft“, liebe Leute,
wird ja die Bibel auch genannt,
das weiß doch jeder Christ im Land.

Auch hier bei uns weiß man das wohl,
dass jeder fleißig lesen soll.
Das Jahresthema zeigt’s genau –
in Oscheff sind wir eben schlau:

Das „Jahr des Buches“ heißt es heuer.
Ein Buch zu lesen, ist nicht teuer.
Geht einfach in die Bücherei,
und leiht euch aus dann eins, zwei drei

der vielen Bücher, die dort stehn,
bereit, mit euch nach Haus zu gehn.
Und wenn’s mal keine Bibel gibt,
dann kommt zu mir – ihr eine kriegt!

Zu allen will die Bibel kommen,
zu Lauen grad so wie zu Frommen,
zu Kleinen grad so wie zu Großen,
auch Edle werden nicht verstoßen.

Da seh’ ich ja ‘nen echten Grafen!
Der Bürgermeister! Ausgeschlafen!
Die schöne Tracht, Horst, steht dir gut!
Dir ein’ Applaus und frohen Mut…!

Vielleicht verwundert meine Kleidung,
ihr kennt mich anders aus der Zeitung,
als Narr und Clown, als Menschenfischer,
als Bauarbeiter, Mönch – viel frischer

ist da doch heute mein Gewand,
ein weißer Kittel, euch bekannt,
damit ihr all begreifen könnt,
was Jesus wirklich „Heilung“ nennt!

Zur Frohen Botschaft passend, Leute,
hab ich mich drum verkleidet heute,
ich komm als Arzt, als Doktor Klar,
das passt zur Predigt gut fürwahr.

Hab diesen Kittel mitgebracht,
ein Stethoskop ist angebracht.
Doch: Halbgott in Weiß? Das bin ich nicht!
Angeberei? Die liegt mir nicht!

Passt nicht zur Frohen Botschaft, wo
ein Kranker wird da richtig froh.
Denn krank zu sein ist gar nicht niedlich,
die Krankheitsformen unterschiedlich.

Drum reden wir nicht drum herum:
‘ne Wucht, dies Evangelium!
Wir wissen schnell, worum es geht,
und ahnen auch, wie’s um uns steht.

So lesen wir bei Markus heute,
wie Jesus einen Mann erfreute,
der fern von allen leben musste,
da man um seine Krankheit wusste.

Er war von „Aussatz“ übersät,
für jede Hoffnung schon zu spät.
Doch eilte er dem Herrn entgegen,
er tat es wohl der Heilung wegen.

Er warf sich fromm auf seine Knie
und bettelte so wie noch nie:
„Herr, wenn du willst, kannst du mich heilen,
bevor der Tod mich wird ereilen!“

Der Herr sah ihn voll Mitleid an,
berührte ihn und sagte dann:
„Ich will, sei rein, mein lieber Freund,
weil Gott es gut doch mit dir meint!“

Der Aussatz war sofort verschwunden,
der diesen Menschen so geschunden.
Dann sagt der Herr: „Auf Wiedersehn!
Sollst nur noch zu dem Priester gehn.“

Der führte das Gesundheitsamt,
in Reinheitslisten allesamt
Aussatz und Heilung registriert,
exakt, genau und – ungeniert.

Der Mann sollt’ keinem was erzählen,
er würde die Verfolgung wählen.
Die Obern wollten Jesus töten,
weil er mit Gott half aus den Nöten.

Doch leider konnt’ der Mann nicht schweigen;
er musste einfach allen zeigen,
dass er gesund geworden war
durch Jesu Wort so wunderbar.

So musste Jesus sich verstecken,
in kleinen Orten, hinter Hecken.
Doch kamen dorthin ganze Scharen,
die voll von ihm begeistert waren.

Die Sach’ ist heute umgekehrt:
Der Herr wird öffentlich verehrt.
Doch oft tun wir den Mund nicht auf,
die Botschaft nimmt nicht ihren Lauf.

Stattdessen reden wir von Dingen,
die schlecht und negativ nur klingen.
Was sind wir häufig doch für Narren,
dass wir in solchen Trends verharren.

Der Herr hat uns das Heil geschenkt,
hat unser Leben gut gelenkt.
Er hat befreit uns von den Sünden.
Das sollten wir der Welt verkünden.

Ob Narren- oder Fastenzeit,
ein guter Christ ist stets bereit,
den Menschen Gottes Wort zu bringen –
dazu sollt jeder sich durchringen.

Nichts gegen Fasching, Karneval,
Humor tut gut wohl überall.
Doch sollte man bei allem Toben
auch öfters mal den Herrgott loben.

Denn auch ein Arzt weiß ganz genau:
Selbst wenn er ist ganz superschlau,
bei jedem Kranken tut verweilen –
nicht jede Krankheit kann er heilen!

Denn Krankheit kann den Körper plagen.
Doch sehen wir in diesen Tagen,
dass auch das Hirn sehr krank sein kann,
gefährdet ist da jedermann.

Ein Mensch zum Beispiel glaubt zu wissen,
was Gottes Wille ist – verbissen,
ernst und streng und gar fanatisch
bekämpft er es mit Terror – tragisch!

Und statt die Menschen zu umarmen
er mordet gar in Allahs Namen.
Er glaubt, das wäre Gottes Wille;
am Schluss – da bleibt nur Totenstille.

Die Grausamkeit kennt keine Grenzen,
man redet über Konsequenzen,
indes die Menschen müssen leiden
und können nicht mehr länger bleiben.

Denn Bleiben hieße Leid und Qual,
Flucht und Vertreibung überall.
Asyl zu finden, Frieden, Ruh –
das steht doch jedem Menschen zu.

Doch bei der AFD gibt’s Menschen,
die lieber andere ganz ausgrenzen.
Sie schüren Ängste und verführen,
weil sie schon „Überfremdung“ spüren.

Das christlich Abendland zu retten,
Asylrecht legen sie in Ketten.
Sie merken nicht, wer mitmarschiert
und welcher Ungeist da regiert.

Intoleranz, Hartherzigkeit
und auch die Fremdenfeindlichkeit.
Wer aussetzt Fremde der Gefahr,
der hat vergessen wie es war

in unsrem eignen Land vor Jahren,
als viele Deutsche kam’n in Scharen,
weil sie von Haus und Hof vertrieben.
Ja, im Gedächtnis steht’s geschrieben.

Wer Flüchtlinge von hier verbannt,
der rettet nicht das Abendland,
ja, dessen Seele wird sooo klein,
der gibt es auf, ein Mensch zu sein.

Doch solche Menschen zu befreien
und sie zu lehren das Verzeihen,
Jesus kam mit neuem Denken,
wollte wahres Leben schenken.

Menschen sollen wir doch werden,
dazu kam ER doch auf Erden,
dass wir begreifen, was ist richtig,
und dass Gott jeder Mensch gleich wichtig.

Der „Aussatz“ hat heut’ andre Namen:
Der Hass, der passt in diesen Rahmen,
Intoleranz, Rechthaberei,
der Mitmensch wird dann einerlei.

Europa scheint nach rechts zu driften,
das gute Klima tut’s vergiften.
In Ungarn Orban an der Macht,
der Putin mir auch Sorgen macht,

in der Türkei der Erdogan,
Demokratie ein Ende nahm,
bei uns Pegida, AFD,
allein die Namen tun mir weh.

Was alle eint, Rassismus pur,
von Toleranz kaum eine Spur.
Doch: Wo gehört mal ausgeschlossen,
da drückt man sich ganz unverdrossen!

Das IOC tut Russland schonen,
das Schummeln scheint sich wohl zu lohnen.
Wo Doping wird zur Staatsraison,
da steigt in mir die Aversion.

Diplomatie ist gut und richtig,
doch Ehrlichkeit genauso wichtig.
Für faire Sportler, sag ich schlicht,
ist das ein Schlag wohl ins Gesicht!

Ich sag es euch gern unverdrossen:
Wer dopt, gehört ganz ausgeschlossen.
Denn der verrät Olympias Geist,
wer andere beim Sport besch…- schwindelt.

Ich weiß, das war kein reiner Reim,
doch wisst ihr schon, wie ich das mein’.
Von Ausschluss redet auch ein Mann,
dem ich das schlecht verzeihen kann.

Vor einem Jahr kam Trump dazu.
Die Hoffnung, sie verflog im Nu.
Was er versprochen, packt er an,
verfolgt kaltschnäuzig seinen Plan,

Amerika ganz abzuschotten,
ich dacht’ zunächst, er würd’ nur spotten,
er würd’ das alles nicht so meinen,
denn wenn es Ernst wär’, wär’s zum Weinen!

Doch schnell war klar, er meint das so,
mit Mauerbau gen Mexiko,
mit Rausschmiss aller Asylanten,
wenn sie sich zum Islam bekannten,

selbst wenn sie hätten gült’ge Pässe.
Mit Schelte gegen off’ne Presse.
mit Fanatismus, Ignoranz,
er bittet seine Fans zum Tanz.

Jedoch, wer kritisch etwas sagt,
wird ausgesetzt, wird weggejagt.
Soviel Borniertheit, sag ich leise,
die führt auf keine gute Reise.

Ja, manches heut’ im Argen liegt,
in Sicherheit sich keiner wiegt.
Dass viele nur Parolen brüllen,
das muss mit Sorge uns erfüllen.

Wer nicht begreift, dass eins wir sind,
denn Gott heißt jeden Sohn und Kind,
hat nichts gehört von Menschlichkeit –
des Christen Herz dies nicht erfreut!

Ja, solcher „Aussatz“ soll verschwinden,
das tun wir allen Menschen künden.
Die Zukunft steht noch in den Sternen,
doch heute wollen wir schon lernen,

auf alle Menschen zuzugehen,
und grad auf die, die abseits stehen,
die ausgesetzt sind und in Nöten –
die Menschlichkeit geht doch sonst flöten.

Drum wenn in diesen Narrentagen
die Menschen helle Freude wagen,
wo oft das Böse diese Welt
so fest in seinen Fängen hält,

dann gibt’s doch Grund für Fröhlichkeit
und noch viel mehr für Menschlichkeit.
Leben und auch leben lassen,
wenn das gilt auf unsern Straßen,

wird es bunt um uns herum,
alles andre wär’ doch dumm.
Gott liebt die Verschiedenheit
und die Einzigartigkeit.

Denn ob Moslem oder Christ,
ein jeder doch verschieden ist.
Und so wie wir nun alle sind,
sagt Gott zu uns: „Du bist mein Kind!“

Menschen aller Nationen –
alle dürfen bei uns wohnen,
da sie, ja, so wie sie sind,
hier bei uns willkommen sind.

Wer Schutz sucht hier in unsrem Ort,
wer musst’ aus seinem Lande fort,
dem sagen wir: „Herzlich willkommen!
Hier werdet ihr gut aufgenommen!“

Ich fass für euch noch mal zusammen,
für alle, die zur Kirche kamen:
Von Aussatz hat uns Gott befreit,
von Sünde, Tod und allem Leid.

Das sollten wir den Menschen sagen
in guten wie in bösen Tagen.
Wir können darum fröhlich sein,
in frohen Jubel stimmen ein.

Als Arzt und Priester allenthalben
wir gern das letzte Wort behalten,
doch lad‘ ich ein, ihr Herrn und Damen,
ruft ihr das letzte Wort! Sagt: „AMEN!“

Georg Klar, Pfarrer