Vom 26.02.2017
Ihr lieben Schwestern, liebe Brüder,
von hinten komm’ ich heuer wieder
herein in dieses Gotteshaus,
wo ihr stets gehet ein und aus.
Ihr alle, die ihr heut’ gekommen,
die Lauen grad so wie die Frommen,
die Kleinen grad so wie die Großen,
die in den Röcken, in den Hosen,
die angemalt sind und maskiert,
mit Schmuck und Federn sind verziert,
doch auch die andern – ganz Normale –
willkommen hier im Kirchensaale!
Vielleicht verwundert meine Kleidung,
ihr kennt mich anders aus der Zeitung,
als Seelenarzt, als Menschenfischer,
als Bauarbeiter, Mönch – viel frischer
ist da doch heute mein Gewand,
ihr kennt es schon, es ist bekannt.
Als Narr will ich heut’ hier erscheinen –
nicht einfallslos, wie ihr könnt meinen.
Denn: Narrenzeit ist ausgebrochen,
drum sei im Reim heut’ ausgesprochen,
was nicht vergessen werden soll,
weil sonst das Maß wird übervoll.
Verwundert wir die Augen reiben,
wie viele sich dem Hass verschreiben.
Die ganze Welt scheint voller Narren,
da will auch ich als Narr nicht sparen
mit einem mehr als deutlich Wort,
sonst jagt am Ende ihr mich fort,
weil plötzlich ich zur Vorsicht neige.
Nein, nein, ich bin auch dieses Jahr nicht feige!
Habt keine Angst, wie’s mir ergeht,
was morgen in der Zeitung steht,
Ich will als Narr mich nicht verbiegen,
will euch nichts in die Tasche lügen.
Ich will als Narr und Pfarrer Klar
das Gotteswort, so scharf und wahr,
euch, Freunde, vor die Augen stellen,
doch niemand möge es verprellen.
Der Narr will nicht nur Späße treiben,
er muss, um wirklich Narr zu bleiben,
sowohl den Jungen wie den Alten
den Spiegel vor die Augen halten,
damit sie alle, Greis und Kind,
erkennen, wie sie wirklich sind.
Mit einem Lächeln im Gesicht
sich vieles gleich schon leichter spricht.
So konnten Hofnarren mit Klarheit
dem König sagen manche Wahrheit.
Bei Donald Trump, dem Präsident,
der nur die eigne Wahrheit kennt,
da muss die Presse draußen bleiben,
angeblich sie nur Lügen schreiben.
Er selbst, er twittert, das muss reichen,
einhundertvierzig kurze Zeichen.
So kurz wird meine Predigt nicht,
das ist auch nichts, was mir entspricht,
musst’ wieder denken, reimen, dichten,
was ich euch heut’ hab zu berichten.
Cornelia, ich bin entzückt,
wie du die Kirch’ für heut’ geschmückt,
Anita, Kerstin und auch Dieter,
sie halfen dir auch diesmal wieder.
Ich möcht’ grad heut in diesen Tagen
Cornelia noch mal „Danke” sagen
für alles, was sie für uns tut,
für alles, wo sie niemals ruht,
die Schönheit Gottes bringt uns nah –
das alles ist so wunderbar!
Drum soll Applaus jetzt von uns allen
ihr bis ins Herz hinein erschallen…!
Doch weil wir grad bei Schwestern sind –
das weiß ja nun schon jedes Kind.
Ihr habt’s gehört mit Sicherheit,
denn davon sprechen alle Leut:
dass beide Schwestern müssen gehen,
so ist’s im Alter vorgesehen.
Wir konnten’s leider nicht verhindern,
sie dürfen nicht mal überwintern.
Bereits im Herbst ist es so weit,
erfüllt uns all mit Traurigkeit.
Dann sind sie weg nach hundert Jahren,
wie glücklich wir mit ihnen waren…!
Irmtrudis und Cornelia,
und vor euch war’n schon viele da,
so viele Schwestern war’ n ein Segen,
in uns tut sich die Wehmut regen.
Doch nützt es nichts, hier hilft kein Klagen.
„Zusammen neue Wege wagen” –
dies Motto will es schön umranken.
Doch euch, den Schwestern, heut’ schon: Danke…!
Ich weiß, wir sind da nicht allein,
auch ihr zwei werdet traurig sein!
Doch hilft kein Beben und kein Pochen,
es bleiben uns und euch noch Wochen,
um viele Menschen zu beglücken
mit ganz viel Lieb’ aus vollen Stücken.
Denn das ist doch des Christen Pflicht:
Entzünden wir der Welt ein Licht!
Denn diese Welt, sie macht mir Sorgen,
so viele haben Angst vor morgen.
Wenn ich zum Beispiel Syrien seh’,
dann tut es mir im Herzen weh.
Dass Tausende unschuldig starben,
dass Frauen, Kinder schrecklich darben,
wird zwar in Bildern aller Welt,
fast Tag für Tag uns vorgestellt,
jedoch, das sage ich beschämt,
die Welt ist offenbar gelähmt.
Vielleicht, so denk’ ich unumwunden,
hätt’ man doch dort nur Öl gefunden,
dann wär’ das alles nicht passiert,
man wäre einfach einmarschiert,
so wie bei Desert Storm vor Jahren,
vielleicht – wir werden’s nie erfahren!
Ja, vieles scheint am Geld zu liegen,
den Hals nur ja auch voll zu kriegen.
Der Mammon herrscht in dieser Welt,
von dem auch Jesus hat erzählt.
Niemand kann zwei Herren dienen,
das würde sich doch nicht geziemen.
Der Mammon kennt nur sich als Gott
und führt daher zum inner’n Tod.
Denn wenn der Sinn des Lebens ist,
wie du dich kleidest, trinkst und isst,
dass Geld dir und Besitz gehört,
des andern Schicksal dich nicht stört,
dann hast du deinen Lebenssinn
gegeben für den Mammon hin.
Die Folge von „Gott Mammon” ist,
dass, wenn er Herr im Leben ist,
für Tiefgang, Glauben, Gott und Sinn
kein Platz mehr ist im Leben drin.
Beim Mammon als dem Herrn des Lebens,
suchst du nach Gott und Sinn vergebens.
Doch leider wird der Blick verstellt
auf das, was wichtig ist und zählt.
Das Leben – was wir sind und haben -,
das sind doch all geschenkte Gaben
von Gott, dem Herrn, der uns erhält
und der uns in die Welt gestellt,
um sie zu hüten, zu bebauen
und dabei stets auf Gott vertrauen.
Doch Jesus sagt uns auch, der Herr:
Mach es dir doch nicht allzu schwer!
Nimm dich doch selbst nicht allzu wichtig!
Denn nur zu rackern ist nicht richtig.
Lern von den Lilien auf dem Feld,
die brauchen alle gar kein Geld.
Sie blühen, wachsen und gedeih’n.
Nur Gott lässt sie so herrlich sein.
Wir nehmen Maß an Gottes Wort,
der Frohen Botschaft hier am Ort.
Gerade heute spricht es doch
von jener Freude, himmelhoch
die Schöpfung preisend und das Leben,
das unser Gott uns einst gegeben,
doch nicht, dass wir uns Sorgen machen
oder mit andern gar verkrachen.
Dies Evangelium will ja nun
bestimmen auch der Christen Tun,
und nicht nur damals, sondern heute
erreichen alle Christenleute.
Drum steht der Spiegel auch hier drüben,
wer reinschaut, der darf schon mal üben,
dass das, was auf dem Spiegel steht,
hinein ins Herz ihm ganz schnell geht:
Es steht da: „Mach dir keine Sorgen!”
Verschieb’ sie ruhig mal auf morgen.
Doch ganz so einfach ist das nicht,
denn vieles mir im Magen liegt:
Die Briten kehren uns den Rücken,
das tut selbst Kelly nicht entzücken.
Europa scheint nach rechts zu driften,
das gute Klima tut’s vergiften.
In Holland Wilders Hass nur schürt,
in Frankreich bald Le Pen regiert,
in Ungarn Orban an der Macht,
und Putin mir auch Sorgen macht,
in der Türkei der Erdogan,
Demokratie ein Ende nahm,
bei uns Pegida, AFD,
allein die Namen tun mir weh.
Was alle eint, Rassismus pur,
von Toleranz kaum eine Spur,
und auch nicht von Mitmenschlichkeit –
des Christen Herz dies nicht erfreut!
Die Narren scheinen an der Macht,
Verstand und Herz kaputt gemacht,
die pure Dummheit scheint zu siegen,
es scheint an Geld und Macht zu liegen.
Und jetzt kommt auch noch Trump dazu.
Die Hoffnung, sie verflog im Nu,
dass ihn man schon nicht wählen würde,
weil er als Präsident ‘ne Bürde
nicht nur für Amerikaner sei.
Das schien den Wählern einerlei.
Was Trump versprochen, packt er an,
verfolgt kaltschnäuzig seinen Plan,
Amerika ganz abzuschotten,
ich dacht’ zunächst, er würd’ nur spotten,
er würd’ das alles nicht so meinen,
denn wenn es Ernst wär’, wär’s zum Weinen!
Doch schnell war klar, er meint das so,
mit Mauerbau gen Mexiko,
mit Rausschmiss aller Asylanten,
wenn sie sich zum Islam bekannten,
selbst wenn sie hätten gült’ge Pässe.
Mit Schelte gegen off’ne Presse.
mit Fanatismus, Ignoranz,
er bittet seine Fans zum Tanz.
Jedoch, wer kritisch etwas sagt,
bleibt außen vor, wird weggejagt.
Soviel Borniertheit, sag ich leise,
die führt auf keine gute Reise.
Gar manches heut’ im Argen liegt,
in Sicherheit sich keiner wiegt.
Dass viele nur Parolen brüllen,
das muss mit Sorge uns erfüllen.
Da greifen Redner in die Vollen,
die Andre nur weg haben wollen,
sie malen alles in Schwarz-Weiß,
doch eigentlich längst jeder weiß,
dass es stets solche gibt und solche!
Es stimmt, da gibt es manche solche,
die üben sich im Bombenlegen
und glauben sich in Gottes Segen.
Doch gibt es andre, und sehr viele,
die haben gänzlich andre Ziele,
sie wollen sich Allah hingeben
und doch mit uns in Frieden leben.
Wir sollten hüten uns beizeiten
vor allzu groben Einfachheiten,
Einseitigkeit ist nie ein Weg,
damit steht wir uns selbst im Weg!
Im Weg steht auch Franziskus wohl
vier Kardinälen, die ganz unverhol’n
in Rom zum Gegenangriff blasen.
Der Papst, er hätte längst verlassen
den Weg der Sitte und Moral.
Barmherzigkeit sei eine Qual.
Die Zucht und Ordnung muss zurück.
Der Gegenwind ist schon verrückt,
der unserm Papst entgegenweht.
Ich hoff’, Franziskus widersteht
und sagt mit Martin Luther froh:
„Hier stehe ich, ich kann nur so!”
Auch Bischof Friedhelm sich nicht ziert,
für Flüchtlinge sich engagiert.
Zusammen mit Erlöserschwestern,
hilft er noch heute, nicht nur gestern.
Den Fremden, die dem Krieg entronnen,
sagt er: „Ihr seid uns hier willkommen!”
Da zeigt der Bischof, was er kann.
Applaus für Friedhelm, Gottes Mann!
Und auch in Oscheff gibt es viele,
die sich gesetzt haben zum Ziele,
all jenen, die bei uns ankommen,
zu zeigen, dass sie sind willkommen!
Wie gut dass Pfarrer, Bürgermeister,
und noch ganz viele gute Geister
zusammen wirken hier am Ort –
das fegt Probleme einfach fort.
Dir, Horst, Peppone, guter Mann,
mein Freund und Bruder, sieh mich an,
dir, der Verwaltung und dem Rat
Applaus von uns. Du hast Format…!
Drum wenn in diesen Narrentagen
die Menschen helle Freude wagen,
wo oft das Böse diese Welt
so fest in seinen Fängen hält:
Es gibt doch Grund für Fröhlichkeit
und noch viel mehr für Menschlichkeit.
Leben und auch leben lassen,
wenn das gilt auf unsern Straßen,
wird es bunt um uns herum,
alles andre wär’ doch dumm.
Das wünsch’ ich Welt und Kirche heute,
damit ihr nicht verzweifelt, Leute!
Doch macht euch eines schon bewusst:
vor uns liegt noch so mancher Frust,
wir sind noch lange nicht am Ziel,
und manchem wird’s vielleicht zu viel.
Nur wenn wir ganz auf Gott vertrauen,
wird er wohl weiter Brücken bauen,
wird weiter uns zur Seite stehen,
wenn wir in seine Zukunft gehen.
Erwartet vorerst nicht zu viel,
das Ganze wird kein Kinderspiel.
Wir brauchen Zuversicht und Mut.
Weil Gott uns hilft, wird alles gut!
Vor Gott sind alle Menschen gleich,
ob Prinz, ob Papst, ob arm, ob reich,
ob Bischof, Priester, Mann und Frau –
fast sag ich da zum Schluss Helau.
Doch will ich etwas frommer enden,
ich will dabei das Blatt mal wenden:
ich lad’ euch ein, ihr Herrn und Damen,
ruft ihr das letzte Wort! – Sagt: „AMEN!”